Samstag, 11. April 2020
Wie die Dummheit auf die Welt kam.
Als der Schöpfer des Himmels und der Erden mit seiner Arbeit soweit fertig war, setzte er sich in seinen Lehnstuhl und überlegte nochmals, ob alles richtig und gut war, so wie er es geschaffen hatte. Er betrachtet die Bäume und die Tiere auf der Erde und die Vögel in der Luft und kam zu dem Schluss, das er alles wohldurchdacht und verhältnismäßig erschaffen hat. Ein jedes Tier, jede Pflanze und ein jeder Baum hatte sein Auskommen und genügend Raum um sich zu entwickeln und die Art zu erhalten.

Als der Schöpfer sich in Gedanken versunken in seinem Stuhl zurücklehnte, dachte er, aber irgend etwas fehlt doch noch. Da gibt es außer mir niemanden, der all das was ich so sinnvoll geschaffen habe bewundert oder auch nutzen kann.
Da der Schöpfer aber über seinen Gedanken eingeschlafen ist, war sein letzter Gedanke sich dem Thema zu einem späteren Zeitpunkt zu widmen. Am nächsten Tag wachte der Schöpfer auf und dachte; was hatte ich doch für einen hilfreichen Traum. In ihm habe ich den Menschen gesehen, wie er aufrecht gehend auf meinem Planeten leben würde, zum Wohlergehen aller.
Aber so überlegte der Schöpfer, dieser Mensch muss wohl durchdacht werden, damit alles auf der Welt im Gleichgewicht ist.
So setzte sich der Schöpfer erneut hin, um über einen adäquaten Menschen nachzudenken. Der Prototyp war schnell erdacht, nur sollte er so ganz anders als die Tier - und Pflanzenwelt sein.
Während der Schöpfer so durch seine Garten Eden spazierte, traf er auf eine Schlange die zu ihm sprach:
„Herr, überlege gut was für Eigenschaften deine Menschen haben sollen, denn wenn Du nicht aufpasst werden sie dir auf der Nase herumtanzen“.
Der Schöpfer dankte der Schlange für ihren Hinweis und dachte, so ganz Unrecht könnte die Schlange wohl nicht haben. Ich muss also einen Menschen erschaffen der ehrlich, verantwortungsbewusst ist, von Rücksichtnahme lebt und die Liebe als höchstes Gut anerkennt.
Die weniger schönen Eigenschaften werde ich einfach nicht in so großen Mengen bereit stellen. Leider muss ich sie in kleinen Portionen anbieten, um dem Menschen die Möglichkeit der Unterscheidung zu geben. Gerne würde ich ganz auf sie verzichten, aber das geht nicht so einfach, da Dualität eine Gesetzmäßigkeit bedeutet.

Als der Schöpfer nach langem Gehen an einem Apfelbaum vorüber kommt, spricht ein Apfel zu ihm und sagt:
„Herr, bitte sorge dafür, das Du einen verantwortungsbewussten Menschen erschaffst, der von meinen Früchten lebt und aus diesem Grunde auch sorgsam mit mir und den Meinen umgeht“.
Der Schöpfer bedankte sich bei dem Apfel und dachte; ich muss darauf achten, das die Menschen von den Früchten der Erde leben können, ohne diese über die Maßen zu belasten.
So legte der Schöpfer eine Pause ein und dachte; das ist wohl die schwerste Aufgabe meiner ganzen Schöpfung überhaupt.

Während er noch darüber nachdachte wie die Menschen beschaffen sein sollten ließ er große Hallen errichten. In diesen einzelnen Hallen sollten die Menschen das nötige, geistige Rüstzeug bekommen um anständige Erdenbewohner zu werden.

In der ersten Halle lag die Liebe in großen Mengen verpackt, von der jeder Mensch sich eine für ihn nötige Portion nehmen sollte. In der zweiten Halle lagerten Rücksichtnahme und Ehrlichkeit.
Eine Halle weiter war mit Empathie und Menschlichkeit gefüllt, auch hier sollte sich jeder Mensch nach Herzenslust nehmen was er wollte. So gab es eine Vielzahl von Hallen mit allen guten und weniger guten Eigenschaften, die einen Menschen ausmachen sollten.

Aber was nützten die einzelnen Eigenschaften, wenn der Mensch diese nicht einzusetzen und zu nutzen weiß, so dachte der Schöpfer. Ich muss ihnen ein Instrument an die Hand geben, mit dem sie in der Lage sein werden ihre Eigenschaften zu erkennen, sie zu nutzen und zu wahren.

So endschied sich der Schöpfer den Menschen ein Gehirn zu geben. Ein wenig unsicher, ob das so richtig sei, war er schon, aber er hatte die Hoffnung und den Glauben, dass das was er so gut durchdachte hatte nicht falsch sein könne.

So fing er an eine Vielzahl von Menschen zu erschaffen, um diese durch die einzelnen Hallen zu begleiten und sie mit dem notwendigen Rüstzeug auszustatten.
In einer winzigen Halle, ganz am Ende des Ausstattungsweges hatte der Schöpfer, zwecks Unterscheidungsmöglichkeit, ein ganz kleine Menge Dummheit in absolut dichten Verpackungen untergebracht, in der Hoffnung das die Menschen soviel gutes Rüstzeug mitbekommen haben, das sie dieser Halle keine Beachtung mehr schenken würden. Die meisten Menschen gingen an dieser Halle ungeachtet vorüber, denn sie waren mit so vielen guten Eigenschaften ausgestattet das sie nichts mehr tragen konnten. Zumal alle Eigenschaften den Vorteil hatten sich durch intensive Nutzung zu vermehren.

Jedoch gab es von seinen, so liebevoll erdachten Exemplaren einige, die unbedingt auch durch diese kleine Halle gehen wollten. Dies geschah dann auch und als die Menschen diese Halle betraten, nahm die Dummheit augenblicklich Besitz von ihnen. In wilder Hast stürzen sie sich auf die Verpackungen und griffen soviel Dummheit, das sie diese garnicht mehr tragen konnten. Einige der Hallenbesucher warfen von den guten Eigenschaften, aus den zuvor besuchten Hallen einen großen Teil über Bord, um von der Dummheit mehr tragen zu können.

Als diese Menschen die Halle verließen, merkten sie sofort, das bei ihnen etwas anders war, als bei den Menschen die sich den Besuch der letzten Halle erspart hatten. Sie merkten recht schnell, das ihre guten Eigenschaften zu wenige waren um gegen den Drang der Dummheit anzukommen.
So verfielen die Menschen der Dummheit immer mehr, da sich auch diese bei häufiger Nutzung stetig mehrte.
Die Verbreitung der Dummheit nahm immer mehr zu, sodass sich auch die Menschen mit den vorwiegend guten Eigenschaften immer mehr von der Dummheit einfangen ließen.


Anmerkung:
Dieser Vorgang ist bis heute ungebrochen und wohin uns das führt kann man mehr denn je erkennen, wenn man zu den Menschen gehört, die auf den Besuch der letzten Halle verzichtet haben.



Mittwoch, 8. April 2020
Was sollen wir tun
"Ohne sorge sei ohne sorge sei ohne sorge..." schrieb Ingeborg Bachmann in ihrem Gedicht „Reklame“ 1956 und meinte den verheerenden Einfluss von Werbung auf das Denken und Fühlen des Menschen, der auf knallbunte Plakatwände starrt, indessen er sich in seinem Leben unsicher und gefährdet fühlt und keine Antworten findet.
Heute muss ich so oft an diese Verse denken, die mich 1968 als junge Erwachsene trafen und mich einführten ins weite Feld der Lyrik und ebenso in das Feld drängender gesellschaftlicher Fragen.
Entscheidende Antworten fehlen uns auch jetzt wieder, schon wieder. Die buntgelben Werbeplakate schweigen. Niemand, der sie in den leeren Innenstädten noch anschaut. Sie wanderten ins private Kämmerlein, drinnen ein PC steht, der ein Tausendfaches an Verknüpfungen und Verbreitungen hervorbringt, als die paar Printmedien der 50er Jahre sich nur hätten erträumen können. Aber hilft uns das jetzt?
Ja, es hilft, den täglichen Blog von Christian Drosten zu hören, der uns das Wesen des Virus erklärt. Ja, es hilft, die neuen Studien von Hendrick Streeck zu verfolgen, der endlich die genauen Infektionswege herausfinden wird. Es hilft, jeden Abend von Montag bis Donnerstag wegzutauchen, weil im Radio eine sehr wohltönende Stimme den Weltliteratur-Klassiker „Jane Eyre“ vorliest, ja, sie liest es dir vor, die du auf dem Sofa liegst und dich mit einer Decke eingehüllt hast gegen die unverhältnismäßig große Kühle der Jahreszeit, gegen die Kälte der Zeit überhaupt und gegen den Todeshauch des überaus ansteckenden Virus.

- Ein Mann in Anzug und roter Weste tritt formvollendet an deine Seite, lauscht auf deine Worte, fragt dieses oder jenes. Du denkst, was für ein höflicher Mensch und gibst gerne Auskunft.
Doch dann dämmert es dir und du bemerkst auf einmal den Schauer, der dir schon die ganze Zeit leise über den Rücken lief. Denn dieser Mann kehrt immer wieder und stellt sich still an deine Seite und nach einer Weile, wenn du ihn wieder herannahen siehst, spürst du diese feine Resignation in deiner Seele. Du begreifst, er bringt dich dazu aufzugeben und einzusehen, dass du keine Wahl hast, dass er gewinnen wird, dass du dran bist, dass du verloren bist. Er sagt gar nicht viel, fragt höchstens nach deinen Gewohnheiten und beobachtet deine Wege und wenn er genug über dich weiß, dann kommt er zum letzten Mal und nimmt dich mit. Ich beobachte das bei einer Frau, die er zum Schluss mit in das letzte Zimmer nimmt, es ist klar, das ist ihre letzte Station, das ist ihr Ende. Ich sehe ihr schmerzvolles Gesicht, ich spüre ihre Ergebenheit, es ist jetzt ihr Schicksal. Ich kann dort nicht eingreifen, das steht mir nicht zu. Meinen Weg hat der Mann auch schon ein paarmal gekreuzt, aber er hat mich nicht angeschaut, er meinte mich noch nicht und ich habe ihn auch nicht hereingelassen. Ich vertraue auf meine Kräfte und ich spüre meine starke Anbindung an das Helle, die Weite, die Tiefe, das Göttliche, ich fühle mich aufgehoben, ich fühle mich getragen im Vertrauen. Das ist das, was ich „tun“ kann. Aber es ist sehr viel. -

Ich denke an Jane Eyre, die starke, selbstbewusste und ehrgeizige sowie überaus intelligente junge Person, deren Aufwachsen ich allabendlich im Radio miterlebe. Käme sie heute besser zurecht und wenn ja, welche ihrer Eigenschaften würden ihr helfen? Der unbedingte Drang gehorsam zu sein? (Wir halten die Regeln ein, Frau Merkel!) Die Höflichkeit. (Bitte nach Ihnen!) Die Unterordnung. (Die Regierung macht das alles ganz gut.) Die Intelligenz. (Viren – die kleinsten Herrscher der Welt!) Das künstlerische Talent. (Bei so viel Zeit zu Hause: Malen, singen, Klavier spielen oder lernen Sie doch eine neue Sprache!) Die Schulbildung. (Wir müssen jetzt alle vernünftig sein!) Das Aufmüpfige. (Ist die Demokratie gefährdet?) Das Trotzige. (Und ich besuche jetzt doch meine beste Freundin!) Die unübersehbare Fähigkeit zur Resilienz. (Ich vertraue.) Hilft davon etwas?

Mein Mann hat heute eine Packung Mehl ergattert. Feinstes „Oberkulmer Rotkorn Dinkelmehl ohne Weizeneinkreuzung“, das Paket für 4,59 €. Die Erzählungen von meinem Vater aus der Nachkriegszeit weisen eine große Ähnlichkeit auf, wie sie in Schlangen anstanden und wie sie jubelten, wenn sie eines der begehrten Weißmehl-Pakete mit nach Hause nehmen durften. In der Zeitung erinnert jemand an die Spanische Grippe, ein Foto zeigt die eng aneinander grenzenden Eisenbetten in der Veranda eines Krankenhauses. Oft schon zogen mir Bilder der mittelalterlichen Pest durchs Gehirn, wann finden wir rote Kreuze auf den Haustüren? Angst und Bange wird mir, wenn von einer neuen App gesprochen wird, die über die Kennzeichnung Corona-Kranker es den Gesunden ermöglicht, ihnen auf der Straße auszuweichen…Halt, nein, so soll es doch gar nicht kommen, nein, nur nachträglich kann ich mit der App feststellen, dass ich Infizierten begegnet war. Dann weiß ich, ich hatte wohl Pech. Was ist mit uns los?

Und was macht unser Gehirn mit dem Virus? Selbst die Erklärung von Christian Drosten gerät in meinem Kopf zum Kriminalroman, ich sehe das verdammte Virus vor mir, wie es sich schützt und ummantelt, auf dass es nicht zu früh erkannt wird, Sherlock Holmes fällt mir ein mit seinem mittelbraunem Trenchcoat, auch das Virus trägt wohl solch einen Trenchcoat und schnürt den Gürtel ganz, ganz eng und in dem winzigen Moment, wo meine Immunzellen es erkennen können, schwups, da ist es schon hineingeschlüpft in die Zelle und lädt seine DNA ab. Oder meine Immunzellen haben es erwischt. Ich hoffe natürlich ständig auf letzteres. Wir alle hoffen.

Und dann gibt es die Schriften der Weisen, der Menschen, die Fachleute für den Wandel sind. Es ist Transformationszeit, sagen sie. Sie sehen die Möglichkeit einer neuen Ära heraufziehen, einer gerechteren Gesellschaft und einer achtsameren, weniger kapitalistischen Wirtschaft, einer besser geförderten Ökologie, eines besser vorbereiteten Gesundheits-Systemes, so dass die großen Krisen unseres Jahrhunderts besser bewältigt werden und das Wohlergehen und der Friede besser unterstützt werden können. Vielleicht kommt es ja genau so?

Jane Eyre, was sagst du dazu?
Werde ich’s kriegen, Jane, sag es mir? Sind meine Tage gezählt, jaja, das sind sie ja immer, aber ist die Zahl nur noch klein, winzig klein, sag es mir, Jane. Oder hilft auch mir dein Mut, dein Hut und deine schöne schwarze Weste, an die du die einfache, aber schmucke Brosche gesteckt hast, damit du dich vor dem Schlossherrn überhaupt sehen lassen kannst? Wie du war auch ich eine Art Gouvernante, zuerst im öffentlichen Leben mit vielen Schulkindern, dann im eigenen Hause, zuletzt mit jungen Erwachsenen, die ich Vieles lehrte und mit ihnen zusammen lernen konnte. Was kann ich von dir lernen, Jane, sag es mir, ach sag es mir doch.

Zeit verstreicht, Zeit ist verstrichen, Jane „lebte“ im 19.Jahrhundert, Alexander Fleming, der Erfinder des Penicillins, um 1930 und nun brauchen wir wieder ein Medikament, es wäre gut, eines gegen das Virus und andere Viren zu haben, los strengt euch an, ihr Forscher, die Menschheit wartet auf euch.

Bis dahin aber leben wir. Die ZEIT betitelte das als „Menschheitsaufgabe“. Wir leben vor uns hin. Wir beachten die Regeln. Wir behalten die gute Laune, ja, das tun wir doch oder? Wir kaufen ein. Wir gehen spazieren. Und wir tun so, als ob uns das alles, die Gefahr, die Einschränkungen, nichts ausmacht. Wir kommen zurecht. Oder wir kommen nicht richtig zurecht. Oder wir werden verrückt?

Schon 1968 wusste man, wie die Welt für einen Demenzkranken aussehen könnte, aber nun sind wir alle demenzkrank oder warum sehe ich seit zwei Wochen einfach kein Mehl, keine Nudeln, kein Knäckebrot und kein Klopapier mehr in den Regalen meines Supermarktes? Und warum, bitte, holt mich hier niemand ab?

Selbstbildnis im Supermarkt

In einer
großen Fensterscheibe des Super-

Marktes komme ich mir selbst
entgegen, wie ich bin.

Der Schlag, der trifft, ist
nicht der erwartete Schlag
aber der Schlag trifft mich

trotzdem. Und ich geh weiter

bis ich vor einer kahlen
Wand steh und nicht mehr weiter
weiß.

Dort holt mich später dann
sicher jemand

ab.

(Rolf Dieter Brinkmann, 1968)


Christiane Eichhorn



Sonntag, 5. April 2020
Corona
Ein Virus jagt rasant um die Welt
und auch wenn es uns nicht gefällt,
es wird uns mit Kranken und Toten beehren,
bestimmt nicht nur leere Regale bescheren.

Aus China kommt der ungebetene Erreger,
entpuppt sich schnell als Straßenfeger.
In Folge, Ausgangssperre und Isolation,
China und Italien kennen das schon.

Panik und Ängste machen sich breit
und die Dummheit ist wieder bereit
sich von ihrer besten Seite zu zeigen,
um reale Gefahr zu verschweigen.

Toilettenpapier scheint das größte Problem,
man kann es im Grunde nicht verstehen.
Vor Geschäften bilden sich lange Schlangen,
die alle um ihr Klopapier bangen.

Viele sind sich nicht darüber im Klaren,
wie wichtig es ist Distanz zu wahren.
Um es dem Virus zu erschweren
sich ungebremst weiter zu vermehren.

Die Politiker schwafeln, hilflos wie immer
haben von Prävention überhaupt keinen Schimmer.
Bereits am Limit ist ein jedes Krankenhaus
hier geht den wahren Helden die Puste aus.

Sogar die Wirtschaft meldet sich zu Wort.
Sie schreit nach Geld und das sofort.
Eine Vielzahl Verlierer wird es geben,
manche zahlen sogar mit ihrem Leben.

So bleibt zu hoffen, das die Menschen verstehen,
dies zu bewältigen kann nur gemeinsam gehen.
Egoismus und Dummheit werden nichts retten,
auch wenn die Egoisten das gerne hätten.






By Andreas Loose



Mittwoch, 1. April 2020
Am Kamin
Draußen fallen tausende winzige Schneeflocken von einem Sternen übersäten Himmelszelt.

Vor dem Haus hat sich eine dicke weiße Decke gebildet.

Im Mondschein glitzert sie wie tausend kleine Diamanten.

Du sitzt auf dem Boden vor dem Kamin. Eingepackt in eine warme Decke und umgeben von herrlich weichen Kissen.

Das Holz im Feuer knistert unter den Flammen, die verspielt zwischen den Kacheln hin und her hüpfen.

Du beobachtest wie sie lustig zwischen den Scheiten auftauchen und wieder verschwinden.

Ein Lächeln überzieht dein Gesicht, entspannt siehst du dem Spiel zu.

Es wirkt als wären zwischen dem Holz im Kamin kleine Zwerge, deren orangerote Zipfelmützen immer wieder aufblitzen, während die kleinen Kerlchen verstecken spielen.

Dein Blick verschwimmt und scheint in die Ferne zu schweifen.

Kleine Zwerge… zwischen den Scheiten…

Da sitzt einer oben auf dem Holz und winkt dir zu.
Seine Augen leuchten vorwitzig unter seiner Mütze hervor.

Er steht auf und hüpft zu seinen kleinen Freunden.
Sie tanzen Hand in Hand, sie lächeln und haben Spaß.

Sie wiegen sich im Rhythmus einer unbekannten Musik hin und her, drehen sich fröhlich im Kreis und immer wieder winkt einer zu dir herüber.

Du winkst zurück, lehnst dich voller Ruhe und Frieden in deinen Kissenberg und genießt einen Schluck deines Tees.

Draußen hat es aufgehört zu schneien und nun leuchten die Sterne vom klaren Nachthimmel zu dir herein.

Die kleinen Zipfelmützen tanzen noch immer in deinem Kamin.

Das Knistern des verbrennenden Holzes gibt den Takt vor. Und nun hörst du plötzlich ihre Musik. Flöten, Gitarren, Schellen…

Und da, in einer Ecke des Kamins sitzt das kleine Orchester der lustigen Gesellen.

Sie klatschen in die Hände und drehen sich im Kreis.
Die Röcke ihrer Mädchen schwingen sich dazu wie Glocken.

Ihnen zuzusehen macht so viel Freude und Spaß und schenkt dir doch Ruhe und Entspannung.

Du schließt die Augen und atmest tief ein.

Im Hintergrund wird die Musik leiser und das Lachen verklingt.

Das Knistern der Holzscheite kehrt zurück.

Langsam öffnest du die Augen und siehst zum Kamin herüber.
Die Flammen hüpfen lustig hin und her.

Und ein kleiner Zwerg mit orangeroter Mütze zwinkert dir verschmitzt zu….

Nicole Baltes



Dienstag, 31. März 2020
Die Erde zieht die Notbremse
März 2020


Ich, euer Planet, habe endgültig die Schnauze voll von eurer extremen Dummheit, von eurer Gleichgültigkeit, von eurer Ignoranz, von eurer Rücksichtslosigkeit und eurem Egoismus.
Es steht zu befürchten, das ihr trotz meiner letzten Wahnsignale nicht begreifen werdet, wie dringend eine Kehrtwende nötig ist, um mir ein Weiterleben unter eurer Last zu ermöglichen.

Ja, auch ich brauche mal Zeit um durchzuatmen, auch wenn das in euren kleingeistigen Hirnen keine Berücksichtigung finden wird, denn ihr habt einmal mehr gezeigt, das es nur und ausschließlich um euch und euren Materialismus geht. Aber auch hier werde ich euch Grenzen aufzeigen, ob ihr wollt oder nicht.
Das Corona-Virus ist kein Zufall und die Folge eurer eigenen Rücksichtslosigkeit mir gegenüber. Auch wenn ihr euch das nicht vorstellen könnt, ich werde nicht endlos zusehen wir ihr mein Leben als Planet zerstören werdet, um eures kurzzeitigen Vorteils willen. Ich habe in der Vergangenheit schon oft darauf hingewiesen, das ihr einen falschen Weg eingeschlagen habt, aber viele von euch sind nicht nur dumm, sondern auch mit Blindheit geschlagen, ansonsten hättet ihr die Zeichen der Zeit erkennen müssen, deutlich genug waren sie ja!

Mich aber gibt es seit einigen Millionen von Jahren und alle Entwicklungen habe ich begleitet und getragen, aber die Entwicklung des letzten Jahrhunderts führt auch mich an meine Grenzen.
Ihr solltet bedenken, ihr könnt ohne mich nichts, aber ich komme sehr wohl auch ohne euch aus, was ich ja hinlänglich bewiesen habe. Also überstrapaziert auch meine Möglichkeiten und vor allem nicht meine Geduld länger über die Maßen.

Warum Corona?

Hierzu ist es notwendig einen detaillierten Blick auf die Zusammenhänge zu werfen. Noch vor nicht allzu langer Zeit lebten die Menschen, mit einer geringeren Dichte als heute auf mir. Auch sie haben die Ressourcen genutzt um Leben zu können, sie haben Landwirtschaft und Handel betrieben. Die Bevölkerungszahlen waren um ein Vielfaches geringer als heute und die Lebenserwartungen der Menschen waren nicht annähernd so hoch wie in der Neuzeit.
Diese Menschen haben produziert was sie zum Leben brauchten und auch wenn es Entbehrungen gab, so war ein nachhaltiges Gleichgewicht vorhanden.

Was habt ihr Menschen daraus gemacht?
Produziert wird nicht mehr das was ihr zum Leben braucht, ihr produziert weit mehr als für die Menschen von Nöten. Eure Arbeit hat rein gar nichts mehr mit eurem Lebensunterhalt zu tun. Für den Reichtum weniger, müssen die Massen bis an die Grenzen der Belastbarkeit arbeiten, werden ausgenutzt und es reicht oftmals trotzdem dennoch nicht zum Leben.
Haltet ihr das für normal?
Hierbei verbraucht ihr die, von mir geschenkten, Bodenschätze in einer Art und Weise, die an Rücksichtslosigkeit und Zerstörung noch zu keiner Zeit, in meiner langenjährigen Geschichte als Planet vorgekommen ist. Durch euer rücksichtsloses Verhalten habt ihr begonnen, meine Existenz in Frage zu stellen und das werde ich nicht tatenlos hinnehmen.

Ihr zerstört und vermüllt meine Meere ,mit all ihrer Fauna, die ich in mühevoller Arbeit in Millionen von Jahren erschaffen habe. Ihr lasst meine Pole schmelzen, die ich nicht aus Gedankenlosigkeit erschaffen habe, auch sie haben ihren tiefen Sinn. Das euch in naher Zeit das Wasser bis zum Hals stehen wird, scheint euch völlig egal zu sein, Hauptsache ihr könnt mein Wasser weiter verdecken.
Es ist euch gelungen die Artenvielfalt der Tier- und Pflanzenwelt in einem Umfang zu reduzieren, die bespiellos ist. Ihr schafft es das Wachstum von Jahrmillionen in kürzester Zeit zu zerstören und jammert noch, wenn wenige Gescheite unter euch vor den Risiken und Folgen warnen.

Ihr habt gelernt zu fliegen, was ich schon nicht unbedingt für notwendig erachte. Ihr habt zwei gesunde Füße und die solltet ihr gefälligst auch mehr gebrauchen, da ist es nicht notwendig, das die eine Hälfte der Bevölkerung auf meine gegenüberliegende Seite fliegt. Ich habe ausreichen Platz für jeden. Noch!
Das mit diesem Fliegen und Reisen allgemein, wie selbstverständlich, auch mein persönlicher Schutzschild angegriffen wird und kaputt gemacht wird, ist euch genauso scheißegal. Auch wenn ich euch noch so deutlich aufzeige, das die Hitzeperioden aufgrund eurer Dummheit und Gleichgültigkeit immer mehr zu eure eigenen Belastung und Gesundheitsgefährdung führen werden. Ihr macht weiter wie bisher, obwohl ihr die Gefahren deutlich erkennen müsstet.
Keine andere Lebensform auf diesem Planeten zerstört seinen eigenen Lebensraum in vergleichbarer Weise und das obwohl ihr mit einem Gehirn ausgestatte seid. Aber vielleicht liegt genau darin das Problem.

Die Zahl der Wirbelstürme und Überschwemmungen hat in den letzten Jahren derartig zugenommen, das immer mehr Menschen dadurch ihr Leben verlieren. Viele Inselstaaten versinken schon heute im Meer und ihr schaut einfach nur zu und treibt den Wahnsinn weiter voran.
Ebenso die verheerenden Waldbrände an der amerikanischen Westküste und jüngst in halb Australien gehen auf euer Konto und sind das Ergebnis einer rücksichtslosen Ausbeutung und Missachtung des Planeten, auf den ihr nur Gast seid!!

Aber auch Gastfreundschaft und überhaupt die menschlichen Seiten der Gemeinschaft habt ihr nahezu völlig, einer kurzzeitigen Vorteilsnahme weniger geopfert. So habt ihr in Verfassungen und schönen Gesetzestexten die Gemeinsamkeit des gesellschaftlichen Zusammenlebens manifestiert, um diese heute nach bestem Wissen zu missachten und mit Füßen zu treten. Alle Konventionen sind das Papier nicht Wert auf dem sie stehen.
Ihr unterdrück euch gegeneinander, foltert, vergewaltigt und quält euch, seid mit Morden und Töten mehr beschäftigt als mit der Liebe und dem Zusammenhalt. Kriege und Intrigen sind euch um ein Vielfaches wichtiger, als auf den pfleglichen Umgang mit mir zu achten. In eurer Rücksichtslosigkeit verletzt ihr nicht nur mich als euren Planeten, sondern auch die Menschen um euch herum, und ganz besonders euch selber. Aber das zu erkennen, dafür reicht euer Spatzenhirn leider nicht aus.

Obwohl es noch, von allem genug gibt, lasst ihr wissentlich täglich Millionen Menschen hungern und in absoluter Armut leben und sterben.
Ihr wollt einfach keine Rücksicht nehmen, erwartet diese aber von mir als eurem Planeten.
Das die Dummheit eines eurer größten Problem ist habe ich schon verdeutlicht. Aber trotz aller Dummheit müsst ihr erkennen, das ihr nicht erwarten könnt, was ihr selber nicht zu geben bereit seid.
Ihr holzt in, für mich beängstigender Weise, meine Regenwälder ab, um Platz für den Anbau von Bio-Sprit zuhaben, um mit den Autos dann meinen Schutzschild zu zerstören. Diese meine Bäume habe ich für euch, zur Erhaltung der Luft, wachsen lassen. Viel meiner Pflanzen habe ich doch nicht über tausend Jahre lang wachsen lassen, damit ihr Idioten euch das Recht vorbehaltet, meine Lebensspender, mit denen ich schon länger verbunden bin als mit euch Menschen, einfach abzuholzen. Ich werde das nicht ungestraft hinnehmen.
Das bin ich meinen Lebensspendern schuldig und ist ein Versprechen.

Nun also Corona. Auch das ist kein Zufall sondern hat einzig und allein mit euch Erdenbewohnern zu tun. Da spielt es keine Rolle, wie und wo der Erreger herkommt. Er ist die Folge euren eigen rücksichtslosen Handelns.
Mir als Planet war klar, das es auch viele Menschen treffen wird, die nicht aktiv die Nachhaltigkeit meines Biosystems ins Ungleichgewicht gebracht haben. Es gab immer schon große Epidemien und es sind viele Menschen gestorben, aber auch das hat mit dem Gleichgewicht auf meiner Oberfläche zu tun.
In eurer Genialität habt ihr es fertig gebracht, das die Menschen immer älter werden und sich somit die natürliche Auslese grundlegend verändert hat. Sogar der Mensch ist euch heute Materiallieferant und Ersatzteillager geworden. Ihr macht aus allem Geld, da gibt es Organverpflanzung, Bluttransfer, Eizellentherapie, ja sogar die Menschen wollt ihr reproduzieren und seit allen Ernstes der Meinung, das dies von der Schöpfung und Natur so gewollt ist, ohne Konsequenzen?!

Ihr übertreibt immer und seid maßlos in eurem Verhalten. Es wurde eindringlich Zeit, eure Uhr mal anzuhalten, obwohl ich als Erdball gewisse Zweifel habe, dass das für euch hilfreich sein wird, oder ihr gar was daraus lernen werdet. Aber ein Versuch meinerseits war und ist es Wert, denn es gibt ja auch Gutes auf meiner Oberfläche, jedoch viel zu wenig.

Nun wo die Zeit stehen geblieben zu sein scheint, solltet ihr merken, das euer Weg nicht der richtige ist.
Nun seid ihr gefangen in euren eigenen Wänden und das Leben geht dennoch weiter. Ihr werdet auf unbestimmte Zeit kein oberflächliches Miteinander mehr pflegen können. Die Jagd nach noch höher, schneller, weiter wurde mit Macht unterbrochen. Aber nur so besteht die Hoffnung, das ihr erkennt was wichtig ist und was nicht. Es wäre schön wenn ihr einmal darüber nachdenkt, wie man das Leben auf mir verbessern könnte, wie es wäre wenn die Jagd nach dem große Geld aufhören würde. Arbeitet wieder für euren Lebensunterhalt und nicht nur für den Zahlenreichtum einiger weniger. Hört auf euch rückwärts zu entwickeln ihr habt den Verstand, also nutzt ihn, aber nicht für die oberflächlichen Dinge des Lebens.
Erkennt das es aller höchste Eisenbahn ist etwas zu verändern, bevor der Zug endgültig für euch alle abgefahren ist.



















By Andreas Loose



Mittwoch, 25. März 2020
Der Delphin
Stelle Dir vor, du würdest an einem wunderschönen weißen Strand spazierengehen.
Über Dir scheint die Sonne.
Das Meer rauscht, es riecht nach Salz.

Spüre den warmen Sand unter deinen Füßen.
Hörst Du die Brandung ans Ufer rollen?
Du läufst gemütlich weiter. In dir breitet sich Ruhe aus.

Tief atmest Du die Meeresbrise ein.
Wäre es nicht herrlich, mit einem Delphin zu schwimmen?

Sehnsüchtig, erwartungsvoll schaust du auf das weite Wasser hinaus und tatsächlich - am Horizont erkennst Du etwas.

Soll es wirklich wahr sein?

Du kannst es kaum erwarten, endlich zu erkennen, was es ist. Und ja: wahrhaftig, es ist ein Delphin.
Er kommt direkt auf dich zu.
Seine Haut glitzert in der Sonne, als wäre sie aus Diamanten.

Du gehst ins Wasser, bewegst dich langsam auf ihn zu.
Er schmiegt sich an dich, du streichelst ihn sanft.
Spürst du seine weiche Haut unter deinen Fingern?

Er lädt dich ein, mit ihm zu schwimmen.
Du hälst dich an seiner Flosse fest - los gehts!
Spüre, das warme Wasser, das über deinen Körper gleitet.
Immer wieder tauchst du ein ins herrliche Nass.
Der Delphin passt auf Dich auf.
Du genießt seine Nähe, seine Wärme.
Er zeigt Dir seine Welt.

Es ist als glitzerten tausend Sterne auf der Wasseroberfläche.
Eine Schildkröte gesellt sich zu euch.
Sanft berührt sie dich am Arm, als wolle sie sagen: „Es ist alles gut. Hier bist du sicher“.
Sie begleitet euch. Mal schwimmt sie unter euch hindurch, mal neben euch. Dann ist sie vor euch.

Es fühlt sich so gut an. Frei. Als wärst du angekommen.
Du nimmst diesen Augenblick tief in dir auf.
Du fühlst dich geborgen und beschützt.
Die Schildkröte ist nun wieder neben dir - sie hält etwas in ihrem Maul.

Sie legt dir eine wunderschöne, perlmuttfarbene Muschel in die Hand.
Du hast das Gefühl, als würde sie lächeln.
Fest drückst du die Muschel an dein Herz, und durch deinen Körper strömt ein Gefühl des Glücks und der Leichtigkeit.
Diesen Moment kann dir keiner nehmen!

Der Delphin stupst dich vorsichtig und sanft in die Seite.
Er möchte das du dich auf seinen Rücken schwingst.
Von hier aus kannst du weit über das Meer schauen.
Es ist herrlich.
Tief atmest Du den salzigen, wohltuenden Geruch ein.

Langsam bewegt sich der Delphin zurück an den Strand.
Er trägt dich soweit ans Ufer, wie es geht.
Vorsichtig steigst Du von seinem Rücken.
Ein letztes Mal streichelst du ihn; zum Abschied schmiegt er sich an deine Hand.
Winke ihm noch einmal zu, während er am Horizont kleiner wird.
Und doch spürst du ihn immer noch an deiner Seite.

Verträumt - etwas fällt dir aus der Hand - die Muschel!
Du hebst sie auf, schaust sie dir liebevoll an.
Es steht etwas darauf geschrieben.
Mit dem Daumen wischst du den Sand fort und liest:
„Stärke – Mut - Liebe“

Nicole Baltes



Dienstag, 17. März 2020
Naturbilder
Im Frühling bevölkern den Wald in meiner näheren Umgebung viele bodenblühende Pflanzen wie die weißen Anemonen, die ganze Teppiche bilden. Danach das erste junge Laub an den Buchen, durch das die Sonne leuchtet, dagegen erscheinen die Baumstämme schwarz. Wenn das Laub ausgewachsen ist, immer dichter und dunkler wird, kann es außerhalb des Waldes noch so heiß sein, drinnen bleibt es angenehm kühl. Dann fällt mir immer ein Lied ein, das ich als Kind gesungen habe: "O, du schöner, grüner Wald, du meiner Lust und Wehen andächt´ger Aufenthalt."
Im Herbst die bunten Blätter, durch die wieder die Sonne leuchtet, zwischen den schwarz scheinenden Stämmen. Die schrägen Sonnenstrahlen, die durch den aufsteigenden Nebel leuchten. Die vielen verschiedenen Grüntöne der Felder im Laufe der Jahreszeiten. Dann die Tigerteppiche des gefallenen Laubes auf Wegen und Waldboden, die so schön rascheln, wenn man darüber geht.
Die wunderschönen Blautöne, die von Gewässern reflektiert werden. Stahlblau, kobaltblau, hellblau bis türkis. Die goldenen bis silbernen Wellen auf Flüssen, Seen und Teichen.
Einmal bin ich am Abend von Kaiserswerth rheinabwärts geradelt. Da erschien das Flusswasser türkis und die Wellen silbern. Später habe ich eine Aquarellausstellung gesehen. Da gab es Bilder genau in diesen Farben. Wenn ich es nicht vorher selbst erlebt hätte, hätte ich gedacht, dem Maler wäre die Phantasie durchgegangen.

Ingrid Basile



Mittwoch, 4. März 2020
Wie möchte ich sein?
Regenwolken in die Wüste schieben, laut um Ecken pfeifen, leicht beschwingt mich fortbewegen. Ach, das wäre schön!
Niemand könnte mir befehlen, kann tun und lassen, was ich will.
Bin ich wütend, so kann ich toben; bin ich lustig, schlag ich Purzelbäume; bin ich friedlich, so streichele ich Mensch und Tier. Ach, das wäre wunderbar!
Mächtig bin ich, kann Häuser einreißen, das Meer aufpeitschen, mächtige Dinge in den Himmel schleudern. Sanft bin ich, wenn Gräser sich leise wiegen und Vögel durch die Lüfte gleiten.
Ach, könnt ich mich doch in Wind verwandeln!

Christa Anderski



Montag, 24. Februar 2020
Was möchte ich mal sein?
Es stellt sich mir die Frage: Will ich etwas anderes sein oder werden, als ich bin?
Gerade bin ich so zufrieden mit mir. Alles ist gut so wie es ist.
Meine Zeit kann ich mir einteilen, ich mache Dinge, die mir Freude bereiten, gehe zum Sport, zum Malen und zum Schreiben. Ich muss weder die Olympiade gewinnen, noch einen Preis für meine Kunst und schon gar nicht einen Literaturpreis. Ich führe ein wunderbares Rentnerinnen Dasein, ohne mich zu langweilen. Ich muss nicht mehr arbeiten, aber manchmal darf ich eine Praxisvertretung übernehmen, was ich sehr gerne tue. Meinen Beruf als Zahnärztin habe ich geliebt.
Ich könnte mich fragen, war das schon alles, welche Ziele und Sehnsüchte habe ich noch?
Vor ein paar Jahren hatte ich noch viele Reisepläne. Nach Südamerika, Indien, China, zum Kilimandscharo und vieles mehr. Jetzt ist mir das nicht mehr so wichtig. Immer noch verreise ich gerne, aber das Abhaken von Sehenswürdigkeiten widerstrebt mir.
Ich sehne mich zurück nach den Urlauben meiner Kindheit, ein Jahr ging es an die See, ein Jahr in die Berge. Jeweils in einfache Pensionen, dafür aber drei Wochen lang. Wie schön war es am Meer in die Brandung zu springen, den Wellen zuzuschauen, Muscheln zu sammeln und Wind und Wetter auf der Haut zu spüren. Oder die Fahrt mit dem Nachtzug in die Berge, wenn ich morgens die schroffen Berggipfel am Abteilfenster vorbeiziehen sah. Die frisch hergestellte Buttermilch auf den Almen zu kosten, an denen wir bei unseren Wanderungen vorbeikamen.
So wie ich damals Urlaubsgenießerin war, möchte ich jetzt Lebensgenießerin sein.
Dazu gehört, das was jetzt da ist, wert zu schätzen.
Obwohl ich vielleicht in meiner Erinnerung die Vergangenheit verkläre, ist mir bewusst, dass mein Leben gerade in einer guten Phase ist. Hier möchte ich sein im Hier und Jetzt.
Was möchte ich mal sein?
Lebensgenießerin wie jetzt.



Sonntag, 23. Februar 2020
Was möchte ich mal sein?
' Ich wär' so gerne Millionär', heißt es in einem Lied von Udo Jürgens. Wollte ich gern Millionär sein, oder gibt es etwas, das viel erstrebenswerter ist, viel aufregender, viel anregender und außergewöhnlicher? Wie wär's denn mit Astronautin?
Ja, auch für Frauen steht das Weltall offen! Tatsächlich gibt es eine Reihe junger Frauen, die sich für einen Flug mit der ISS bewerben, hart trainieren und voller Ehrgeiz ihre wissenschaftliche Karriere in diesem Raumschiff vorantreiben wollen.
Nun, ich würde keins der Kriterien erfüllen, um überhaupt in die Auswahlliste aufgenommen zu werden. Sei's drum! Aber man kann ja auch von so einer Weltall-Reise träumen. Hätte ich viele Millionen, könnte ich mich sogar für eine vom Tesla-Chef organisierte Luxus-Reise anmelden: einfach buchen, zahlen und dann ab zur Raketenstation Cape Canaveral! Die gigantischen Raketen aus der frühen Raumfahrt und die kleine Mondlandefähre habe ich vor Ort schon gesehen und war sehr beeindruckt. Solch ein Reisemobil ist doch 'ne ganz andere Nummer als jedes Flugzeug oder Kreuzschiff!
Was mich für so eine Reise begeistert? Na klar, der Blick auf unseren Planeten! Der ist so einzigartig, so atemberaubend, selbst auf einem Fernsehschirm, dass ich beim realen Anblick sicher keine Worte finden würde, um ihn zu beschreiben.
Dann das Gefühl der Schwerelosigkeit- einfach großartig! Einmal nicht sein Körpergewicht zu spüren, frei im Raum zu schweben, Purzelbäume zu schlagen und ähnliche Kapriolen- und das mühelos, in meinem Alter , welch ein Vergnügen! Das würde sogar meine Enkel beeindrucken.
Und zuletzt begeistert mich der Blick in die Weite des Alls, zur Milchstraße. Leider sieht man in unserer Gegend nur sehr wenige Sterne und Planeten. Andernorts, wo weniger Lichtverschmutzung herrscht, ist der nächtliche Himmel so faszinierend, dass ich ihn stundenlang anschauen möchte. Dabei entsteht ein starkes Gefühl, das es nur dort gibt: wie winzig und unbedeutend ich, wir Menschen sind im Großen Ganzen.
Der Countdown läuft....