Samstag, 13. Februar 2016
Völkerwanderung
Von Lore Heller

Zaun, Stacheldraht, Mauer sollen jene abhalten, die aus ihren Häusern und Hütten fliehen, bevor sie zerbombt, zerstört werden.
Diejenigen, die nichts mehr zu essen, auch nicht mehr genug zum Trinken haben, sollen nicht dorthin ziehen dürfen, wo es Nahrung und Wasser im Überfluss gibt.
Dieses Gelände gehört Deutschland, jenes Frankreich und so fort, da dürfen zunächst mal nur Deutsche, Franzosen und andere mit Pässen und Erlaubnis leben.
Dass dies so geregelt ist, gehört zum Grundwesen eines Staates.
Der andere Staat, aus dem die Flüchtlinge kommen, hatte auch Ausweise und alles, was dazu gehört, aber keine Voraussetzungen zum Leben in ihm, kein Dach mehr über dem Kopf, keine Ernte, kein Essen, kein Trinkwasser.

Die Welt, die sich abschottet, hofft wohl, von der Lebensbedrohung der anderen nicht betroffen zu sein.
Insgeheim, zuweilen bereits offen, geht jedoch Angst um, einfach überrollt zu werden von der Menge der Geflohenen, denen ja nichts anderes übrig bleibt als wegzugehen mit dem archaisch anmutenden Bündel, Sack oder Korb unter dem Arm, auf dem Kopf oder über dem Rücken.

Die Tore geschlossen zu halten, die Mauern zu bewachen, wird irgendwann zu dem Abbild der verschlossenen Burg führen, letztendlich einer belagerten Festung, vor der sich andrängende Massen von hungernden, frierenden und auf der Stelle tretenden Menschen sammeln und immer noch mehr werden.

Irgendwann kann es zu einer Belagerung werden, die letztlich im Sturm der Verzweiflung gegen die Burg anrennt;
wenn nicht weise Frauen und Männer rechtzeitig beraten, was zu tun sei, um die Menschen in der Burg mit ihren vollen Töpfen mit den Menschen von draußen vor den leeren Tellern in Kontakt zu bringen und mit jenen mit dem Teilen von allem zu beginnen.

Da reicht es nicht, Ghettos zu bilden, vielmehr müssen Siedlungen, Dörfer und Stadtteile errichtet werden; alles Halbherzige muss hinter sich gelassen werden, und die Gemeinschaft wird es schaffen.

Wer ist da, der es den Menschen erzählt und sagt und sie mitnimmt in eine Epoche der Veränderung?



Samstag, 28. November 2015
Krieg - welch schreckliche Vorstellung
Von Christa Anderski

Mein Magen verkrampft sich. Verzweiflung steigt auf. Mein Hals schnürt sich zu. Tränen formen sich. Ich möchte fliehen. Meine Hände zucken, sie wollen die Ohren zuhalten. Nichts möchte ich hören, nichts sehen, nichts fühlen, doch ich spüre, dass es unaufhörlich durch meine Finger, meine Haut und meine Gedanken in mich dringt.
Krieg – Elend, Tod, Zerstörung, Gewalt, unendliches Leid.
Wut steigt auf. Ich hasse Krieg. Ich hasse das Elend, das er mit sich bringt. Ich will nicht, dass meine Kinder und meine Enkel es erleiden müssen.
Ich hasse die Menschen, die die Grausamkeit des Krieges vergessen haben und kriegerische Vergeltung verlangen.
Ich hasse mein Gefühl der Hilflosigkeit. Lauthals möchte ich aufschreien. Nehmt endlich Vernunft an! Lasst nicht wieder Generation heranwachsen, für die Gewalt und Vernichtung die einzig mögliche Antwort auf Konflikte sind! Nicht schon wieder Hunderttausende von Menschen, die ihre Gefühle abtöten, die beziehungsunfähig sind, Menschen, die funktionieren, aber nicht mehr lieben können!
Die Wut und das Wissen um die schrecklichen Folgen eines Krieges zwingen mich aus meiner Hilflosigkeit. Ich will nicht in der Betäubung, in der Apathie und in dem Gefühl des Ohnmächtigseins versinken! Ich will etwas tun, um dem Wahnsinn Einhalt zu bieten.

Meine Mitmenschen wachrütteln, so wie damals bei der Friedensbewegung!
Den politisch Verantwortlichen klar machen, was sie mit ihren Entscheidungen anrichten!
Ihnen deutlich machen, dass es viele Menschen gibt, die keinen Eintritt in den Krieg wollen!

Ich weiß, es ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber diesen Tropfen will ich aussenden.