Mittwoch, 13. November 2019
Ein Buch zum Spielen
Sprachlich zieht sich das Spiel durch das ganze Leben. Wir spielen unterschiedliche Rollen, die wir mehr oder weniger ausgestalten, sind Kind, Mutter, Vater, Chefin oder Angestellter, Gewinner oder Verlierer. Wir spielen sogar mit unserem Leben und das Lied vom Tod.

Spielen hat in unserer Gesellschaft und in unserer Zeit viele Betonungen, viele davon zielen darauf ab, eine Trennlinie zwischen Spiel und Ernst zu ziehen. Wenn der Ernst des Lebens beginnt, wann auch immer das sein mag, ist die Spielzeit vorbei. Aber ist das wirklich so? Das Spiel ist das einfachste und zugleich kreativste Werkzeug, das wir haben. Im Spiel, vor allem im freien Rollen- und Phantasiespiel ist alles möglich, kann Neues probiert werden. Friedrich Schiller vermerkte in seinen Überlegungen zur ästhetischen Erziehung: „Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“

Die Biografiegruppe „Schreibzeiten“ hat das Thema „Spielen“ erst zögerlich, dann mehr und mehr interessiert und schließlich gefesselt aufgenommen. Wir sind um das Thema herumgeschlichen, haben es gepackt, geknetet, hin und her gewälzt. Wir haben uns erinnert, anderes erdacht, einiges verworfen und vieles bestaunt.

So umfasst diese Anthologie
• Biografische Texte
• Kurzgeschichten
• Fachbeiträge sowie
• Anregungen für Schreibspiele

Damit ist das Buch eine Einladung, die eigene spielerische Seite wieder öfter oder auch mal ganz anders zu betrachten und zu leben.



Schreiben im Haus des Karnevals
Das Haus des Karnevals ist aus verschiedenen Gründen ein ungewöhnlicher Ort. Nicht nur, weil man sich dort mit der fünften Jahreszeit beschäftigt, sondern auch, weil es dort ungewöhnliches zu sehen gibt. Und nicht zuletzt, weil der Karneval eine ungewöhnliche und spannende Geschichte hat - die bieten allemal Anregungen zum Schreiben.



Montag, 21. Oktober 2019
Lesung
Geschichten gegen das Novembergrau
29. November 2019, 15.00
Patientenbücherei Diakonie Kaiserswerth
Kreuzbergstraße 79, Düsseldorf-Kaiserswerth



Sonntag, 4. August 2019
Resonanz
Da ist ein Bild. Ein Bild mit einem Soldaten mit Nachtsichtgerät. Ich betrachte es und antworte mit einem Text:

Ich suche den Feind. Mit meinem Nachtsichtgerät suche ich den Feind, denn er schleicht sich an, sobald es dunkelt. Er kann von überall kommen, sich tiefe Gräben graben, bis in meine Träume. Ich versuche, ihn in Schach zu halten. Ich habe ein Gewehr, aber das dient mir nicht. Wo sollte ich hin schießen? Mitten ins Schwarze? Der Feind kennt Schleichwege mit guter Deckung. Da treffe ich ihn nicht.

Ich treffe ihn in meinem Kopf, plötzlich ist er da, springt mich an aus einer dunklen Ecke, krallt sich fest, will mich haben. Mein Gewehr nützt da nichts.

Ich lege Gewehr und Nachtsichtgerät zur Seite und fasse ihn, befühle ihn, schmecke ihn, rieche ihn. "Du wirst mich schon noch kennenlernen", flüstert er mir zu und ich halte ihn im Arm und höre seine Geschichte.

Ich höre seine Geschichte, die auch meine ist. Und als er fertig ist, legt er seinen kleinen Kopf in meinen Schoß. Ich halte seine kleine Hand und küsse seine kleine Stirn. Nun liegt er da und ich passe auf, das er nicht fällt, nicht ins Bodenlose fällt und fällt und vergessen wird.

Erny Hildebrand



Schreiben in der Frauenberatungsstelle
In der Frauenberatungsstelle sind wir sehr nett und mit vielen Informationen empfangen worden. Im Anschluss entstanden berührende Texte, von denen einige hier in der Rubrik "Schreiben an ungewöhnlichen Orten" zu lesen sind.



Mittwoch, 31. Juli 2019
Die Emanzipation der Frau
Sie nimmt die Bildung
Sie nimmt das Vertrauen
Sie nimmt die Ideen
Sie nimmt den Erfolg.

Sie nimmt das Kämpfen
Sie nimmt die Angst
Sie nimmt die Freiheit
Sie nimmt den Stolz.

Sie nimmt das Geld
Sie nimmt den Schmerz
Sie nimmt den Frieden
Sie nimmt das Glück

Und doch ist sie nicht gleichwertig.



Die Zähmung der Frau
Er nahm die Wildheit
Er nahm den Wohlstand
Er nahm die Bildung
Er nahm den Stolz.

Er nahm das Umfeld
Er nahm die Entscheidung
Er nahm das Vertrauen
Er nahm das Ich.

Er nahm die Sicherheit
Er nahm die Neugier
Er nahm die Freiheit
Er nahm die Kraft.

Und doch war er nicht stärker.



Dienstag, 11. Juni 2019
Besuchssonntage
Die größte Freude ist bekanntlich die Vorfreude. Das kleine Köfferchen mit Schmutzwäsche als Gepäck und ab in die Freiheit. Die Klostermauern von Samstag bis Sonntagabend zu verlassen fühlte sich an wie ein Aufbruch in eine neue, schönere Welt. Nur die Stimmung vor einem Urlaub konnte dieses erhebende. euphorische Abheben beim Gang zur Bahn noch übertreffen.

Immer und immer wieder während der langen drei Jahre kam dieses Gefühl auf. Die Erwartung, freudig erwartet und empfangen zu werden war allerdings täuschend. Hin und wieder verlief das Wochenende gut. Dann wieder kehrte ich zurück mit umgeänderten Röcken und abgetragenen Pullovern. Dafür schämte ich mich in Grund und Boden. Einmal holte mich der damalige Freund meiner Mutter ab und brachte mich als "Überraschung" nach Hause in den 2. Stock. Der erste Satz meiner Mutter beim Öffnen der Tür war: "Was willst du denn hier?" Egon fing damals die schlechte Stimmung auf, aber diese Frage blieb stellvertretend für mein Dasein als Tochter. Vergnügungen hießen zuhause 'nicht kochen müssen', 'ausgeführt werden' ohne Kind und bewundernde Blicke zu erheischen, doch nicht als 'Mama'.

Das kühle Gemäuer, die langen Gänge im Kloster und das Silentium rufen dennoch immer eine friedliche, Stille stiftende Ruhe in mir wach; dies auch noch lange nach der Internatszeit. Die Andachten und das Exerzieren kirchlicher Rituale halfen und helfen über das häusliche Halligalli hinweg. Ich besuche noch immer gerne Kirchen.



Dienstag, 4. Juni 2019
Miss Trauen
In England ist ein Fräulein, das es bei uns ja gar nicht mehr gibt, immer noch eine Miss. Bedeutet Misstrauen dann eigentlich Fräuleintrauen? Oder, weil ein Fräulein hier ja wegen der Emanzipation auch eine normale Frau ist, in Frautrauen? Emanzipiert englisch hieße es dann konsequenterweise Mrstrauen.
Frau Trauen ist mir übrigens gut bekannt. Sie wohnt im dritten Stock rechts, gleich neben Herrn Kunft. Zusammen würden sie ein gutes Paar abgeben. Ich lade sie mal gemeinsam zum Tee ein.

Erny Hildebrand



Freitag, 31. Mai 2019
Lesungen 2019
stellt neue Texte vor.

18.September 19, 18-20.30

im Bürgerhaus Bilk
Salzmannbau Düsseldorf
Himmelgeister Str. 104 H

Eintritt frei



Mittwoch, 29. Mai 2019
Lesungen 2019
Buchmesse vom Westdeutschen Autorenverband
28.4.19, 16.00
im Salzmannbau, Himmelgeister Str. 107, Düsseldorf


Erzählcafe´ im Kultur- und Stadthistorischem Museum
19.5.19, 15.00
Johannes-Corputius-Platz 1, Duisburg



Dienstag, 28. Mai 2019
Heuhaufen versteigert
Stroh zu Gold spinnen, war einmal. Heutzutage ist es praktischer, Heu zu Geld zu machen. Letzte Woche wurde ein einziger Heuhaufen für 100 Millionen verkauft. Ein einziger! Man muss das mal hochrechnen auf eine ganze Wiese. Leute, lasst das Gras wachsen, egal, ob ihr es hört oder nicht.
Waaas? Der Heuhaufen war gar nicht mal echt? Nur gemalt? Das wird ja immer schöner. Her mit den Farben!

Erny Hildebrand



Montag, 22. April 2019
Ich wär so gerne weise
Ich wär so gerne weise, gelassen und entspannt.
Doch leider liegt das allzu oft nicht in meiner Hand.

Manchmal bin ich weise, dann fühle ich wie du.
Ich nehme dich in meinen Arm und der Kummer vergeht im Nu.

Früher war ich nicht weise, machte alles nur mit mir aus.
Doch heute bin ich schlauer und tausche mich mit anderen aus.

Oft, da bin ich weise, bin dankbar für alles, was ich hab.
Zufriedenheit und Glück sind dann, was in meinem Herzen labt.

Mit dir werde ich weise, du zeigst mir neue Wege auf.
Nun gehe ich da lang und nehm ein stolpern in Kauf.

Ich wär so gerne weise, doch ich komm mir nicht so vor.
Egal, ich nehm mich, wie ich bin, und geh durchs nächste Tor.