Dienstag, 17. März 2020
Naturbilder
Im Frühling bevölkern den Wald in meiner näheren Umgebung viele bodenblühende Pflanzen wie die weißen Anemonen, die ganze Teppiche bilden. Danach das erste junge Laub an den Buchen, durch das die Sonne leuchtet, dagegen erscheinen die Baumstämme schwarz. Wenn das Laub ausgewachsen ist, immer dichter und dunkler wird, kann es außerhalb des Waldes noch so heiß sein, drinnen bleibt es angenehm kühl. Dann fällt mir immer ein Lied ein, das ich als Kind gesungen habe: "O, du schöner, grüner Wald, du meiner Lust und Wehen andächt´ger Aufenthalt."
Im Herbst die bunten Blätter, durch die wieder die Sonne leuchtet, zwischen den schwarz scheinenden Stämmen. Die schrägen Sonnenstrahlen, die durch den aufsteigenden Nebel leuchten. Die vielen verschiedenen Grüntöne der Felder im Laufe der Jahreszeiten. Dann die Tigerteppiche des gefallenen Laubes auf Wegen und Waldboden, die so schön rascheln, wenn man darüber geht.
Die wunderschönen Blautöne, die von Gewässern reflektiert werden. Stahlblau, kobaltblau, hellblau bis türkis. Die goldenen bis silbernen Wellen auf Flüssen, Seen und Teichen.
Einmal bin ich am Abend von Kaiserswerth rheinabwärts geradelt. Da erschien das Flusswasser türkis und die Wellen silbern. Später habe ich eine Aquarellausstellung gesehen. Da gab es Bilder genau in diesen Farben. Wenn ich es nicht vorher selbst erlebt hätte, hätte ich gedacht, dem Maler wäre die Phantasie durchgegangen.

Ingrid Basile



Mittwoch, 4. März 2020
Wie möchte ich sein?
Regenwolken in die Wüste schieben, laut um Ecken pfeifen, leicht beschwingt mich fortbewegen. Ach, das wäre schön!
Niemand könnte mir befehlen, kann tun und lassen, was ich will.
Bin ich wütend, so kann ich toben; bin ich lustig, schlag ich Purzelbäume; bin ich friedlich, so streichele ich Mensch und Tier. Ach, das wäre wunderbar!
Mächtig bin ich, kann Häuser einreißen, das Meer aufpeitschen, mächtige Dinge in den Himmel schleudern. Sanft bin ich, wenn Gräser sich leise wiegen und Vögel durch die Lüfte gleiten.
Ach, könnt ich mich doch in Wind verwandeln!

Christa Anderski



Montag, 24. Februar 2020
Was möchte ich mal sein?
Es stellt sich mir die Frage: Will ich etwas anderes sein oder werden, als ich bin?
Gerade bin ich so zufrieden mit mir. Alles ist gut so wie es ist.
Meine Zeit kann ich mir einteilen, ich mache Dinge, die mir Freude bereiten, gehe zum Sport, zum Malen und zum Schreiben. Ich muss weder die Olympiade gewinnen, noch einen Preis für meine Kunst und schon gar nicht einen Literaturpreis. Ich führe ein wunderbares Rentnerinnen Dasein, ohne mich zu langweilen. Ich muss nicht mehr arbeiten, aber manchmal darf ich eine Praxisvertretung übernehmen, was ich sehr gerne tue. Meinen Beruf als Zahnärztin habe ich geliebt.
Ich könnte mich fragen, war das schon alles, welche Ziele und Sehnsüchte habe ich noch?
Vor ein paar Jahren hatte ich noch viele Reisepläne. Nach Südamerika, Indien, China, zum Kilimandscharo und vieles mehr. Jetzt ist mir das nicht mehr so wichtig. Immer noch verreise ich gerne, aber das Abhaken von Sehenswürdigkeiten widerstrebt mir.
Ich sehne mich zurück nach den Urlauben meiner Kindheit, ein Jahr ging es an die See, ein Jahr in die Berge. Jeweils in einfache Pensionen, dafür aber drei Wochen lang. Wie schön war es am Meer in die Brandung zu springen, den Wellen zuzuschauen, Muscheln zu sammeln und Wind und Wetter auf der Haut zu spüren. Oder die Fahrt mit dem Nachtzug in die Berge, wenn ich morgens die schroffen Berggipfel am Abteilfenster vorbeiziehen sah. Die frisch hergestellte Buttermilch auf den Almen zu kosten, an denen wir bei unseren Wanderungen vorbeikamen.
So wie ich damals Urlaubsgenießerin war, möchte ich jetzt Lebensgenießerin sein.
Dazu gehört, das was jetzt da ist, wert zu schätzen.
Obwohl ich vielleicht in meiner Erinnerung die Vergangenheit verkläre, ist mir bewusst, dass mein Leben gerade in einer guten Phase ist. Hier möchte ich sein im Hier und Jetzt.
Was möchte ich mal sein?
Lebensgenießerin wie jetzt.



Sonntag, 23. Februar 2020
Was möchte ich mal sein?
' Ich wär' so gerne Millionär', heißt es in einem Lied von Udo Jürgens. Wollte ich gern Millionär sein, oder gibt es etwas, das viel erstrebenswerter ist, viel aufregender, viel anregender und außergewöhnlicher? Wie wär's denn mit Astronautin?
Ja, auch für Frauen steht das Weltall offen! Tatsächlich gibt es eine Reihe junger Frauen, die sich für einen Flug mit der ISS bewerben, hart trainieren und voller Ehrgeiz ihre wissenschaftliche Karriere in diesem Raumschiff vorantreiben wollen.
Nun, ich würde keins der Kriterien erfüllen, um überhaupt in die Auswahlliste aufgenommen zu werden. Sei's drum! Aber man kann ja auch von so einer Weltall-Reise träumen. Hätte ich viele Millionen, könnte ich mich sogar für eine vom Tesla-Chef organisierte Luxus-Reise anmelden: einfach buchen, zahlen und dann ab zur Raketenstation Cape Canaveral! Die gigantischen Raketen aus der frühen Raumfahrt und die kleine Mondlandefähre habe ich vor Ort schon gesehen und war sehr beeindruckt. Solch ein Reisemobil ist doch 'ne ganz andere Nummer als jedes Flugzeug oder Kreuzschiff!
Was mich für so eine Reise begeistert? Na klar, der Blick auf unseren Planeten! Der ist so einzigartig, so atemberaubend, selbst auf einem Fernsehschirm, dass ich beim realen Anblick sicher keine Worte finden würde, um ihn zu beschreiben.
Dann das Gefühl der Schwerelosigkeit- einfach großartig! Einmal nicht sein Körpergewicht zu spüren, frei im Raum zu schweben, Purzelbäume zu schlagen und ähnliche Kapriolen- und das mühelos, in meinem Alter , welch ein Vergnügen! Das würde sogar meine Enkel beeindrucken.
Und zuletzt begeistert mich der Blick in die Weite des Alls, zur Milchstraße. Leider sieht man in unserer Gegend nur sehr wenige Sterne und Planeten. Andernorts, wo weniger Lichtverschmutzung herrscht, ist der nächtliche Himmel so faszinierend, dass ich ihn stundenlang anschauen möchte. Dabei entsteht ein starkes Gefühl, das es nur dort gibt: wie winzig und unbedeutend ich, wir Menschen sind im Großen Ganzen.
Der Countdown läuft....



Dienstag, 4. Juni 2019
Miss Trauen
In England ist ein Fräulein, das es bei uns ja gar nicht mehr gibt, immer noch eine Miss. Bedeutet Misstrauen dann eigentlich Fräuleintrauen? Oder, weil ein Fräulein hier ja wegen der Emanzipation auch eine normale Frau ist, in Frautrauen? Emanzipiert englisch hieße es dann konsequenterweise Mrstrauen.
Frau Trauen ist mir übrigens gut bekannt. Sie wohnt im dritten Stock rechts, gleich neben Herrn Kunft. Zusammen würden sie ein gutes Paar abgeben. Ich lade sie mal gemeinsam zum Tee ein.

Erny Hildebrand



Dienstag, 28. Mai 2019
Heuhaufen versteigert
Stroh zu Gold spinnen, war einmal. Heutzutage ist es praktischer, Heu zu Geld zu machen. Letzte Woche wurde ein einziger Heuhaufen für 100 Millionen verkauft. Ein einziger! Man muss das mal hochrechnen auf eine ganze Wiese. Leute, lasst das Gras wachsen, egal, ob ihr es hört oder nicht.
Waaas? Der Heuhaufen war gar nicht mal echt? Nur gemalt? Das wird ja immer schöner. Her mit den Farben!

Erny Hildebrand