Mittwoch, 27. Januar 2016
Guten Morgen Monsieur Heine
Von Rita Bauer

Brief an Heine im Jahre 2015 den 10. November

Ich hoffe sehr, dass Sie sich von ihrem Besuch gestern in meinem Salon erholt haben und nicht trunken wurden – vom Champagner oder dem Likör von Madame Gottwald; sondern von der Bewunderung der Damen, die ihnen fast zu Füssen lagen. Besondere Bewunderung zollte Ihnen die Gräfin derer von Gutenberg. Doch der von ihnen gezeigten Mine war zu entnehmen, dass wohl Madame ihnen nicht so sehr zusagte. Ihre Statur jedoch Verehrtester straffte sich (er maß nur 1,52) mit einem Ruck, als ich sie mit Madame George Sand bekannt machte. Diese Frau hebt sich schon von der Statur her von der übrigen Damenwelt deutlich ab. Eine eher knabenhafte Erscheinung, wie Sie das ja das selbst wahrnehmen konnten. Ihr encoeur füllt ihr Mieder nicht sehr. Dies kommt ihr jedoch zugute, wenn sie in Männerkleidern reist und dies unterstreicht damit auch ihre Selbstständigkeit.

Vergaffen Sie sich nicht, denn Madame Sand ist zur Zeit mit dem hervorragenden Musiker Franz Liszt liiert. Ihre Augen Verehrtester strahlten jedoch ob der Verehrung, die Ihnen alle anwesenden Damen um die Wette darbrachten.

Darüber hinaus war ich von Ihrer überaus guten Laune überrascht, da ich sie meist nur, verzeihen Sie mir den Ausspruch, etwas unzufrieden und manches Mal auch verdrießlich, wahrgenommen oder gar bissig erlebte. Sie verschonten uns gestern auch mit ihren sehr oft ausgesprochen spitzfindigen Bemerkungen. Ich selbst fühle mich als mütterliche Freundin mit ihnen. Wie ich in Erfahrung brachte, haben Sie ein inniges Verhältnis mit Ihrer Frau Mutter. Durch eine Indiskretion aus ihrem Umfeld, erfuhr ich dass Sie diese eine alte süße Katze nannten.

Sind oder waren Sie ein Muttersöhnchen. Erinnern sie sich daran, dass ihre Katzenmutter Sie, mit den Zähnen in ihrem Nackenfell in Sicherheit trug. Verzeihen Sie mir diesen Vergleich, doch ich erlaube mir – sozusagen wegen meines fortgeschrittenen Alters – den Platz einer Matriarchin Ihnen gegenüber einzunehmen.

Ich wünsche Ihnen weiterhin so kreative wunderbare allzeit treffende Schriften für uns zu erdichten. Obwohl ihre Frau Mutter einst verkündete, dass Dichter zu werden, dass schlimmste sei, was Ihnen geschehen könnte.

Nun verbleibe ich mit weiterhin größter Bewunderung für Sie Ihre
Freifrau Rita Rosa von Schaefersburg

PS: Ich hoffe der Bote dieses Schreibens trifft Sie noch an, bevor Sie nach Paris abreisen.