Mittwoch, 1. April 2020
Am Kamin
Draußen fallen tausende winzige Schneeflocken von einem Sternen übersäten Himmelszelt.

Vor dem Haus hat sich eine dicke weiße Decke gebildet.

Im Mondschein glitzert sie wie tausend kleine Diamanten.

Du sitzt auf dem Boden vor dem Kamin. Eingepackt in eine warme Decke und umgeben von herrlich weichen Kissen.

Das Holz im Feuer knistert unter den Flammen, die verspielt zwischen den Kacheln hin und her hüpfen.

Du beobachtest wie sie lustig zwischen den Scheiten auftauchen und wieder verschwinden.

Ein Lächeln überzieht dein Gesicht, entspannt siehst du dem Spiel zu.

Es wirkt als wären zwischen dem Holz im Kamin kleine Zwerge, deren orangerote Zipfelmützen immer wieder aufblitzen, während die kleinen Kerlchen verstecken spielen.

Dein Blick verschwimmt und scheint in die Ferne zu schweifen.

Kleine Zwerge… zwischen den Scheiten…

Da sitzt einer oben auf dem Holz und winkt dir zu.
Seine Augen leuchten vorwitzig unter seiner Mütze hervor.

Er steht auf und hüpft zu seinen kleinen Freunden.
Sie tanzen Hand in Hand, sie lächeln und haben Spaß.

Sie wiegen sich im Rhythmus einer unbekannten Musik hin und her, drehen sich fröhlich im Kreis und immer wieder winkt einer zu dir herüber.

Du winkst zurück, lehnst dich voller Ruhe und Frieden in deinen Kissenberg und genießt einen Schluck deines Tees.

Draußen hat es aufgehört zu schneien und nun leuchten die Sterne vom klaren Nachthimmel zu dir herein.

Die kleinen Zipfelmützen tanzen noch immer in deinem Kamin.

Das Knistern des verbrennenden Holzes gibt den Takt vor. Und nun hörst du plötzlich ihre Musik. Flöten, Gitarren, Schellen…

Und da, in einer Ecke des Kamins sitzt das kleine Orchester der lustigen Gesellen.

Sie klatschen in die Hände und drehen sich im Kreis.
Die Röcke ihrer Mädchen schwingen sich dazu wie Glocken.

Ihnen zuzusehen macht so viel Freude und Spaß und schenkt dir doch Ruhe und Entspannung.

Du schließt die Augen und atmest tief ein.

Im Hintergrund wird die Musik leiser und das Lachen verklingt.

Das Knistern der Holzscheite kehrt zurück.

Langsam öffnest du die Augen und siehst zum Kamin herüber.
Die Flammen hüpfen lustig hin und her.

Und ein kleiner Zwerg mit orangeroter Mütze zwinkert dir verschmitzt zu….

Nicole Baltes



Mittwoch, 25. März 2020
Der Delphin
Stelle Dir vor, du würdest an einem wunderschönen weißen Strand spazierengehen.
Über Dir scheint die Sonne.
Das Meer rauscht, es riecht nach Salz.

Spüre den warmen Sand unter deinen Füßen.
Hörst Du die Brandung ans Ufer rollen?
Du läufst gemütlich weiter. In dir breitet sich Ruhe aus.

Tief atmest Du die Meeresbrise ein.
Wäre es nicht herrlich, mit einem Delphin zu schwimmen?

Sehnsüchtig, erwartungsvoll schaust du auf das weite Wasser hinaus und tatsächlich - am Horizont erkennst Du etwas.

Soll es wirklich wahr sein?

Du kannst es kaum erwarten, endlich zu erkennen, was es ist. Und ja: wahrhaftig, es ist ein Delphin.
Er kommt direkt auf dich zu.
Seine Haut glitzert in der Sonne, als wäre sie aus Diamanten.

Du gehst ins Wasser, bewegst dich langsam auf ihn zu.
Er schmiegt sich an dich, du streichelst ihn sanft.
Spürst du seine weiche Haut unter deinen Fingern?

Er lädt dich ein, mit ihm zu schwimmen.
Du hälst dich an seiner Flosse fest - los gehts!
Spüre, das warme Wasser, das über deinen Körper gleitet.
Immer wieder tauchst du ein ins herrliche Nass.
Der Delphin passt auf Dich auf.
Du genießt seine Nähe, seine Wärme.
Er zeigt Dir seine Welt.

Es ist als glitzerten tausend Sterne auf der Wasseroberfläche.
Eine Schildkröte gesellt sich zu euch.
Sanft berührt sie dich am Arm, als wolle sie sagen: „Es ist alles gut. Hier bist du sicher“.
Sie begleitet euch. Mal schwimmt sie unter euch hindurch, mal neben euch. Dann ist sie vor euch.

Es fühlt sich so gut an. Frei. Als wärst du angekommen.
Du nimmst diesen Augenblick tief in dir auf.
Du fühlst dich geborgen und beschützt.
Die Schildkröte ist nun wieder neben dir - sie hält etwas in ihrem Maul.

Sie legt dir eine wunderschöne, perlmuttfarbene Muschel in die Hand.
Du hast das Gefühl, als würde sie lächeln.
Fest drückst du die Muschel an dein Herz, und durch deinen Körper strömt ein Gefühl des Glücks und der Leichtigkeit.
Diesen Moment kann dir keiner nehmen!

Der Delphin stupst dich vorsichtig und sanft in die Seite.
Er möchte das du dich auf seinen Rücken schwingst.
Von hier aus kannst du weit über das Meer schauen.
Es ist herrlich.
Tief atmest Du den salzigen, wohltuenden Geruch ein.

Langsam bewegt sich der Delphin zurück an den Strand.
Er trägt dich soweit ans Ufer, wie es geht.
Vorsichtig steigst Du von seinem Rücken.
Ein letztes Mal streichelst du ihn; zum Abschied schmiegt er sich an deine Hand.
Winke ihm noch einmal zu, während er am Horizont kleiner wird.
Und doch spürst du ihn immer noch an deiner Seite.

Verträumt - etwas fällt dir aus der Hand - die Muschel!
Du hebst sie auf, schaust sie dir liebevoll an.
Es steht etwas darauf geschrieben.
Mit dem Daumen wischst du den Sand fort und liest:
„Stärke – Mut - Liebe“

Nicole Baltes