Mit 13 war ich zum ersten Mal in England. Da ich aus Eitelkeit keine Brille trug, hatte ich einige Schwierigkeiten mich zurecht zu finden. Aber meine Gastgeber hatten vieles für mich organisiert und bald fühlte ich mich bei Ihnen sehr wohl.
An einem Wochenende brachten sie mich zu einer befreundeten Familie in der Nähe von Salesbury. Zwei Erlebnisse sind mir dabei bis heute in Erinnerung geblieben:
Mir zur Ehre gab es ein besonderes Essen, bei dem auch Freunde der Familie eingeladen waren. Einer der Gäste fragte aus welchem Land ich käme. Als er erfuhr, dass ich Deutsche bin, stand er abrupt auf und verließ den Raum. Ich war sehr erschrocken und den Gastgebern war es sehr unangenehm. Man erklärte mir, dass dieser Mann bei einem Luftangriff der Deutschen auf London seine gesamte Familie verloren hatte.
Es war dies die erste und einzige offene Ablehnung, die ich in England erlebte. Aber unterschwellig war schon gelegentlich etwas davon zu merken. Der Krieg war ja grade erstmal 11 Jahre vorbei.
Nach dem Essen wurde mit den etwa zehn Gästen eine Hausführung gemacht. Beim Verlassen des Esszimmers entdeckte ich eine Schale mit großen blauen Pflaumen. Heimlich nahm ich mir eine und steckte sie schnell in den Mund. Sie war wunderbar saftig!
Nun wollte ich aber gern den Pflaumenkern los werden. Als wir in einen Wintergarten mit offenen Fenstern zum Garten kamen, hielt ich die Gelegenheit für günstig. Ich ließ mich unauffällig ans Ende der Gruppe fallen, blies die Backen auf und spuckte den Pflaumenkern in hohem Bogen durchs Fenster in den Garten. Dachte ich! Es gab einen lauten Knall, alles drehte sich um und sah, wie der Pflaumenkern langsam an der Fensterscheibe herunterrutschte. Ich aber stand mit rotem Kopf da. Es war eine der peinlichsten Situationen in meinem Leben.
Ja, mit Brille wär das nicht passiert!
monika k. am 07. November 21
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