Corona - Virus - Pandemie
Es sollten die ' goldenen 20er Jahre' im 21.Jahrhundert werden, so prophezeite bzw. spekulierte man zur Jahreswende 2019/20. Bilder und Berichte von den 'Roaring Twenties' mit viel Glanz, Ausgelassenheit, Frivolität, aber auch mit wachsendem Elend von Millionen Menschen erinnerten an diese Epoche, die als wegweisend für die Folgejahre gesehen wird. Während Kunst und Kultur blühte, erlebte das Wirtschaftsleben einen dramatischen Einbruch und nationalistische Ideen gewannen an Einfluss. Würde es in diesem Jahrhundert genauso laufen?
Die Spekulationen verstummten, denn es geschah etwas anderes. Fernab von Europa, zunächst nur nüchtern zur Kenntnis genommen: ein Virus namens Corona Covit 19 hatte sich in China, in der Provinz Wuhan ausgebreitet und bereits Tausende infiziert. Die Stadt wurde komplett gesperrt, keiner durfte hinein oder hinaus und für die Bewohner galt strikte Ausgangssperre. Die ersten Bilder der Geisterstadt erschienen auf unseren TV-Bildschirmen. " Ach ja, die Chinesen sind rigoros und die Menschen folgen sofort, ohne zu protestieren!", hieß es hierzulande.
Der chinesische Arzt, der zuerst auf das Virus aufmerksam gemacht hatte, erhielt Berufsverbot, erkrankte selber und verstarb kurz darauf. Noch war die Konsequenz dieser Meldung für uns Europäer weit weg,…
Aber ein Virus kennt keine Grenzen, keine Schranken. Aufgrund unseres globalen Wirtschaftslebens erreichte es durch Reisende rasch das europäische Festland, zuerst Italien. Wir erfuhren, dass sich täglich Tausende infizierten, die in nur unzureichend ausgestatteten Kliniken behandelt wurden. Tausende starben, täglich ! Für die Angehörigen war es unmöglich, sich von ihnen zu verabschieden und sie zu beerdigen. Sie hatten Ausgangsverbot. Aus anderen Ländern kam zögerlich Hilfe.
Alle befiel eine lähmende Angst; da war plötzlich ein unsichtbarer, hochgradig ansteckender, tödlicher Gegner aufgetaucht, der uns alle angriff. Und wir waren überhaupt nicht vorbereitet, weder mental noch praktisch, weder medizinische Fachleute noch politisch Verantwortliche, weder Wissenschaftler noch normale Bürger.
In den Medien gab es nur noch dieses einzige Thema, und eine ganze Armada von Fachbegriffen wurden jongliert: Epidemie, Pandemie, exponentieller Anstieg, Lethalität, Reproduktionskurve, Faktor Ro etc. Wieder und wieder erklärte uns Prof.Christian Drosten von der Charité Berlin, was es mit diesem Virus auf sich hat und wie die Experten versuchen, es zu erforschen und Hilfe für die Erkrankten zu finden. Seine tägliche Video-Sendung wurde zum 'Hit'! Man stelle sich vor: ein hochrangiger Wissenschaftler als Medienstar! In unserer so durch oberflächlichen Spaß und Party verwöhnten Gesellschaft!
Je mehr das Virus das Leben auch in Deutschland dominierte, desto klarer wurde es, dass auch wir, unser bisheriger Lebensstil, erheblich eingeschränkt würde. Alle Schulen, Geschäfte, Theater und Museen sowie öffentlichen Räume und Plätze wurden geschlossen. Viele Menschen wurden in Kurzarbeit oder homeoffice geschickt. # zuhausebleiben ist das aktuelle Motto im Medienbereich, # gesund bleiben steht auf Plakatwänden im Stadtbereich Düsseldorf. Erfreulicherweise dürfen wir in Deutschland zum Einkaufen und sogar Spazierengehen nach draußen, anders als in Frankreich, Spanien oder Griechenland. Dort herrschte 7 Wochen lang komplette Ausgangssperre!
Was passiert mit den Menschen? Wie viel und wie lange tragen sie diese rigorosen Maßnahmen mit? Wie sehr sind sie leidensfähig und einsichtig? Wie kommen sie innerhalb ihrer Wohnung, oft viele auf engem Raum, miteinander aus? Wie viele Menschen verlieren ihre Arbeit, ihre Zukunftspläne? Wie viel kann der Staat helfen, damit das gesamte Wirtschaftsleben nicht zusammenbricht? Viele Sorgen und Ängste werden laut.
Und kein Mensch auf dieser ganzen Welt, die inzwischen von dem Virus betroffen ist, hat die Lösung. Überall wird mit voller Kraft an Impfstoffen und Medikamenten geforscht und experimentiert, aber es erfordert viel Geduld, bis ein passender Wirkstoff gefunden ist. Wie lange dauert es: Monate, Jahre?
Es wird debattiert, welche Maßnahmen für die Bevölkerung richtig sind, wie und wann das ' normale' Leben wieder stattfinden kann, welche Risiken wir eingehen wollen, ohne den momentanen Erfolg in der Bekämpfung aufs Spiel zu setzen. Wollen wir unseren ganzen Wohlstand aufs Spiel setzen, zum Preis von vielen Tausenden Opfern? Unter dem Druck der sozialen und wirtschaftlichen Folgen haben sich inzwischen die Chefs unserer Bundesländer zu schrittweisen Lockerungen in einigen Bereichen durchgerungen. Man wird trotzdem vorsichtig und achtsam bleiben müssen.
Die Menschheit ist in Aufruhr, denn sie erlebt einen Umbruch ihrer Werte- und Wirtschaftswelt. Nun mehren sich die Stimmen, die keine Rückkehr zur 'Normalität' fordern, sondern die diese Situation als Chance sehen, dem rigorosen Kapitalismus ein Ende zu setzen und eine Wende zum Besseren herbeizuführen.
Viele sehen in dieser Pandemie die Konsequenz aus unserem rücksichtslosen Verhalten gegenüber unserem Planeten. Die Natur zeigt in Form eines unsichtbaren, hocheffizienten Virus, wer der eigentliche Herrscher ist: es ist nicht der eigensüchtige Mensch, der sich als Ausbeuter dieser Welt erwiesen hat, sondern die Urkraft die Natur! Bleiben wir also demütig und beschützen unseren wunderbaren Planeten. Wir haben nur diesen einen Lebensraum!
Marion Portz-Kube