Spalten - nicht nur Holz
Spalten ? nicht nur Holz
Da es in der kalten Jahreszeit von Vorteil ist, für ausreichend Wärme zu sorgen und wir das Glück haben einen zusätzlichen Holzofen betreiben zu können, muss auch immer für genügend Holz gesorgt werden, das wir immer in größeren Mengen angeliefert bekommen, um es anschließend zu stapeln. Doch zuvor muss das Holz in Stücke gehackt werden, da die angelieferten Hölzer so nicht in den Ofen hineinpassen. Besonders beim Stapeln ist es vorteilhafter wenn die Hölzer gespalten sind, dann lassen sie sich einfacher aufschichten und trocknen.
Das mit dem Holzhacken ist so eine Arbeit, um die sich die anderen Familienmitglieder nicht unbedingt reißen und so sah ich mich wiedermal gezwungen, diese Tätigkeit selbst zu übernehmen. Also zog ich meine Arbeitsjacke über und ging auf den Hof, zu unserem ?Holzplatz?.
Zum Holzhacken habe ich eine alte Eisenbahnschwelle, mit der Kopfseite nach oben, in die Erde eingegraben, was einen stabilen Stand bedeutet und so eine gebänderte Schwelle ist hart im Nehmen.
Nachdem ich in der dynamischen Ordnung unseres Schuppens eine Axt gefunden habe, begebe ich mich ans Werk.
So lege ich mir ein ziemlich klobiges Holzstück auf meinen Hauklotz, und schwinge in gewohnter Weise die Axt, die mit einem Mächtigen Rums in das Holz fährt und dort wie nicht anders zu erwarten, stecken bleibt. Durch langjährige Erfahrung beim Holzhacken weis ich, dass ich nun die Axt mit dem Holz daran, umdrehen muss und anschließend die Axtrückseite auf den Hauklotz niederfallen lasse, in der Hoffnung, dass das Holz auseinanderplatz.
Die Axt saust auf meinen Klotz und nichts passiert. Sie ist jedoch ein wenig tiefer in das Holz eingedrungen, aber das war`s dann auch.
Ich betrachte die, auf dem Hauklotz liegende Axt und sofort wandern meine Gedanken weg vom Holzhacken.
Dieses Holz ist vergleichbar mit unserer Gesellschaft in den letzten Jahren. Wir waren ?eine? Gemeinschaft, sicher auch mit ihren Fehlern, aber es gab so etwas wie Zusammenhalt. Dieses runde Stück Baum vor mir, veranschaulicht mir augenblicklich unsere Gesellschaft.Diese stand bis zu einem gewissen Zeitpunkt zusammen.
?Das runde Holz?.
Dann begann man damit, diese Gesellschaft zu spalten.
?Mein erster Axthieb?.
Aber ganz so einfach wie man sich das vorstellte, war es dann doch nicht. Man setzte Mittel und Wege in Gang, um die Spaltung voranzubringen. Mit Hilfe der Medien wurde alles daran gesetzt um eine Minderheit zu diskreditieren. Halb - und Unwahrheiten sind Mittel zum Zweck um Schuldzuweisungen zu rechtfertigen. Dummheit wurde verbreitet und viele Menschen glauben den Unsinn, ohne die offensichtlichen Widersprüche zu erkennen.
?Mein zweiter Axthieb?.
Zu dumm, dass das Holz immer noch nicht auseinanderplatzt.
Es gibt in der schon gespaltenen Gesellschaft, immer noch einige Wenige, die sich um deren Zusammenhalt bemühen. Das sind durchaus Fachleute wie Mediziner, Ökonomen und Soziologen und andere, aber die Machthaber wollen nicht auf diese Menschen hören und werden die eingeschlagene Dummheit bis zum Exzess fortführen.
?Aber ich muss den Holzklotz doch spalten können?.
Aus dem Schuppen hole ich mir ein Treibeisen und ein Fäustel (schweren Bauhammer), um dann dem Beil, zum Sieg zu verhelfen. Auf dem Weg vom Schuppen zum Beil denke ich wieder an die gespaltene Gesellschaft.
Inzwischen haben eine Menge Menschen erkannt, das da etwas völlig aus dem Ruder gelaufen ist, aber man installiert einen, neuen ?hochkarätigen? Fachmann.
?Mein Treibeisen und den Fäustel?.
Dieser ?Fachmann? dreht sich derartig falsch im Kreis herum, dass es schon an Zumutung grenzt, und man sich fragt;
?Ist der so dumm, oder tut der nur so??
?Ich schlage derweil mit meinem Treibeisen unaufhörlich auf dem Axtrücken herum, aber das Holz will sich nicht spalten lassen?.
Immer mehr Menschen stehen auf, um frische Luft zu schnappen und es werden immer mehr, denn viele Menschen haben erkannt, dass man nur gemeinsam, als Gesellschaft etwas verändern oder erreichen kann. Doch die Spaltung läuft auf Hochtouren, das Gesundheitssystem wird an die Wand gefahren und die Zahl der Opfer, hier passt auch das Wort Pfleger, steigt immer weiter.
Meine Axt steckt nun schon zu mehr als der Hälfte im Holz, aber es wehrt sich mit aller Gewalt. So hole ich mir von unserem Holzstapel ein abgelagertes Holzstück, ein wenig breiter als der Axt Spalt. Dieses ältere Holzstück treibe ich nun in den Spalt und bei jedem Schlag, gibt der Klotz etwas nach, bis er endgültig in zwei Teile zerbricht und herunterfällt.
Dass der Unterschied zwischen arm und reich immer schon eklatant war, ist so neu nicht. Aber die Kluft wird, nicht zuletzt durch die Spaltung, immer größer. Viele Menschen kommen, trotz regelmäßiger Arbeit nicht mehr über die Runden, Wohnen wird zum Luxus, Kinder entrechtet und die Verantwortlichen schwafeln vom; ?besten Deutschland das wir je hatten?.
Als mein Blick auf die zwei am Boden liegenden Hälften fällt, habe ich eigentlich keine Lust mehr zum Holzhacken. So nehme ich die Axt, bringe sie zurück in ihr zuhause und schließe den Schuppen ab.
by Andreas Loose
andreas loose am 12. Februar 22
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