Sonntag, 7. April 2019
Männer!
Mordillo
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Gestern war ich mit meiner Männerriege bei mir zu Hause. Wir wollten zum letzten Mal unsere Männerpyramide trainieren, bevor wir sie am Sonntag beim Wettbewerb der hiesigen Turnvereine vorführen würden. Zum Aufwärmen tranken wir ein bisschen Bier. Dann sollte es losgehen mit dem Training. Aber Oskar, unser Untermann, war nicht im Wohnzimmer. „Oskar!“: schrien wir durch die Wohnung. „Oskar, komm, wir brauchen dich!“ Kein Oskar ließ sich blicken. „Oskar, beeil dich, wir wollen anfangen!“ Nichts rührte sich. Wir schauten uns befremdet an. Plötzlich schlug sich Theobald vor die Stirn. „Oh nein! Oskar liegt doch mit Grippe im Bett, er hatte mich doch noch kurz vor unserem Treffen angerufen!“
Da war guter Rat teuer, denn ohne Oskar ging nichts. Einige von uns fielen lautstark über Theo her, andere wollten ihre Verzweiflung im Bier ertränken. In dieses Chaos ertönte der Ruf meiner Frau aus der Küche: „Wann seid ihr fertig? Soll ich schon das Essen auf den Herd stellen?“
In dem Augenblick durchzuckte mich eine Erleuchtung. Meine Frau! Das war die Lösung! Sie stemmte so vieles, da wird sie uns doch auch noch stemmen können! Ich winkte meinen Leuten und wir düsten in die Küche. „Emma, wir bauen unsere Pyramide bei dir in der Küche auf. Emma, du musst uns eben mal helfen! Du brauchst uns nur mal kurz zu stemmen. Das bisschen Haushalt kannst du ja nebenbei machen.“
Meine Frau streckte wortlos ihren rechten Arm aus und wir elf Mann kletterten an ihr hoch und bildeten unsere Formationen. Es klappte vorzüglich, bis mein Kleiner, der in der Küche im Kinderwagen lag, anfing zu schreien. Es war nicht zum Aushalten! Meine drei oberen Mannen begannen zu schwanken. „Emma, sorge sofort dafür, dass der Kleine still ist!“ schrie ich wütend meiner Frau zu. Ohne ein Wort hob sie, weiter bügelnd, ihr rechtes Bein und schaukelte damit den Kinderwagen. Mein Kleiner beruhigte sich. Nun schaffte ich es, auf die Spitze der Pyramide zu klettern. Dort entrollte ich die rote Fahne mit dem weißen Herz. Ich winkte meiner Frau zu und stimmte unser Lied an: „Wir Männer sind die besten und stärksten Wesen auf der ganzen Welt!“ Wir sangen aus vollster Kehle und mit tiefster Inbrunst.
Meine Frau fing an zu zittern. Wir kamen ins Schwanken. Theobald, der als erster zu Boden fiel, rief fassungslos: „Ich glaube, deine Frau lacht!“

Christa Anderski