Mittwoch, 12. August 2015
Ob ich in München Spaß haben werde?
Von Rita Dietrich

Wir flogen im Schneetreiben los. Drei Tage lang die Stadt unsicher zu machen, macht bei 10 Grad minus besonderen Spaß. Im Hotel packten wir sofort unsere Heizkissen aus. Manfred hatte keine Ersatzschuhe mitgenommen, „vollkommen überflüssig“, war sein Kommentar. Bei Eisregen rannten wir über den Viktualienmarkt. Um uns aufzuwärmen, betraten wir ein Bekleidungsgeschäft, und ich sah mir ganz in Ruhe die Waren an. Auf einmal machte Manfred mich auf so komischen Dreck auf dem Boden aufmerksam, den er dann mit dem Fuß wegschob. „Die müssen hier mal sauber machen“, meinte er. Er setzte sich wartend in die Leseecke, sah sich um und entdeckte auch hier diesen merkwürdigen Dreck. „Die haben bestimmt noch nicht gekehrt. Was ist das hier überall? Komm, wir gehen, hier gefällt es mir nicht.“ Beim Hinausgehen entdeckten wir vor der Ladentür den gleichen seltsamen Schmutz.

Das Schneetreiben ließ nicht nach. Mit Riesenschritten eilten wir davon. „Wenn besseres Wetter wäre, hätte ich nicht so kalte Füße“, maulte Manfred. Er blieb zurück und tanzte vor Aufregung, als er seine „Hinterlassenschaft“ sah. „Schau Dir mal das Zeug an, was hinter uns liegt, das sieht genau so aus wie das in dem Laden“. Auf einmal stellte er fest, dass er auf
Socken lief. Die Sohlen seiner Schuhe fehlten. Ursprünglich waren es dicke Kreppsohlen gewesen. Die Reste lagen jetzt verteilt auf dem Markt, im Geschäft und überall da, wo wir rumgetrampelt waren.

Ich lachte Tränen, umso entsetzter war Manfred. Er wollte diese Situation gar nicht glauben. Seine Reaktion riss mich zu noch mehr Lachanfällen hin. Manfred humpelte auf das nächste Schuhgeschäft zu – natürlich geschlossen wegen Mittagspause. Das nächste war wegen Renovierung geschlossen. Im dritten referierte Manfred empört über die schlechte Qualität deutscher Schuhe. Dass seine Treter über 10 Jahre alt waren, ließ er weg. Ausgerechnet diese Schuhe hatte er mitgenommen, weil sie bequem und seit Jahren nicht mehr benutzt worden waren.

Zuhause erzählten wir diese Geschichte unter Lachen einem Bekannten. Sein Kommentar in Richtung Manfred: „Wie blöd bist Du eigentlich? Ich kaufe meine Schuhe in Oxford!!“

Peng! Das saß! Diesen Satz mussten wir inhalieren.

Später erfuhren wir von einem Fachmann, dass der Weichmacher im Laufe von 10 Jahren aus den Sohlen entwichen war.